Sommerferien Ade


Endlich bin ich mal wieder unterwegs auf meiner vertrauten Runde. Es geht über Wiesen und durch Wälder. Ich atme tief durch. Geniesse die Einsamkeit. Höre dem Klopfen des Armee-Helikopters zu, der den ganzen Tag schon Wasser auf eine abgelegene ausgetrocknete Alp fliegt. Bald werden die Älpler mit ihren Herden ins Tal zurückkommen. Dieses Jahr bestimmt früher als sonst. Meine Gedanken switchen mal hier, mal da hin. Von den Alpen zu der frischen Luft. Vom Alltag zu den Vögeln. Von Sorgen zu Freuden. Wie gut die frische Luft tut. 20 Grad. Was für eine Wohltat! Zwei Wochen lang bin ich nur dem Schatten entlang geschlichen. Habe die kühlsten Ecken gesucht. Keine Energie für gar nix gehabt. Heisse Sommertage sind so gar nicht mein Ding. Mehr als 25 Grad stellen ein Problem dar. Da gehe ich nirgends mehr hin. Wie gut, dass wenigstens die Wohnung eine einigermassen angenehme Oase geboten hat.

Aber nun ist alles anders. Die angenehme Frische läutet eine neue Epoche ein: Das Ende der Sommerferien. Sechs Wochen Schulferien sind im Hui vorbei geflogen. Auch ich habe mir drei terminfreie Wochen gegönnt. Herrlich! Wie haben wir es genossen, in den Tag hinein zu leben! Planlos. Vogelfrei. Nebst der einen Woche Familienurlaub haben wir den Kindern kein Bespassungsprogramm geboten. Dieses stellen sie selber zusammen. Es besteht aus Lesen, Planschen, Spielen und „Nichts-Müssen“. Pädagogische oder gar schulische Massnahmen finden keinen Platz in den Sommerferien. Keine Ahnung, ob die beiden noch eine Ahnung vom Einmaleins oder den Französisch-Vokabeln haben. Das wird sich nächste Woche zeigen… Mir schwant Fürchterliches… Doch die Sommerferien sollten frei sein von Leistungsdenken und schulischem Druck. Das kommt früh genug wieder. Es gab auch keine geplanten Qualitätszeiten. Auch nicht in geistlicher Hinsicht. Viel zu erschöpft waren wir als Eltern, um irgendwelche Familienandachten oder anderweitig geistlichen Höhenflüge in den Tagesablauf einzubauen. Und doch waren wir getragen von Gottes bedingungsloser Liebe. Lebten wir Tag für Tag im Bewusstsein, dass ER da ist.

Dafür fanden spontane Tischtennis-Turniere, Fussballspiele und Planschspass im Dunkeln statt. Manchmal lachten wir. Manchmal gab es nichts zu lachen. Mal ergaben sich gute Gespräche. Mal gab es Streit. Mal war es unglaublich lustig. Mal überhaupt nicht. Mal war jeder für sich. Mal ging es allen gut. Mal weniger. Das pralle Leben halt. Von allem etwas. Wir sind keine Super-Eltern. Wir packen nicht alles. Ganz bestimmt machen wir nicht alles richtig. Das wäre ja auch ein krasser Anspruch. „Alles richtig!“ Boah… Wir tun, was wir können. Das ist mal mehr, mal weniger. Aber wir glauben, dass da ein Gott ist, der dieses unvollkommene Bruchstück nimmt und etwas daraus macht. Und dann entsteht weit mehr. Mehr als wir uns überhaupt vorstellen können. Krass. Und irgendwie tröstlich. Weil dann nicht alles von uns und unseren Möglichkeiten abhängt.

Und nun geht also die Freiheit zu Ende. Ab Montag ist das Leben wieder eng durchgetaktet. Das mag ich auch. Ich mag die Routine der Woche. Die Regelmässigkeit. Die ruhigen Zeiten für mich alleine. Die Möglichkeit, wieder meiner Arbeit nachzugehen. Ich mag es, Pläne für neue Projekte zu schmieden. Ungestörte Zeit mit Gott zu haben. Und doch werde ich das frohe Kinderlachen vermissen. Die Unbeschwertheit. Die Tage ganz ohne Leistungsdruck. So hat jede Zeit ihr Gutes.



Kommentare

  1. ....danke für deinen post....er berührt mich sehr, da ich es oftmals so erlebe....bei uns liegt eine schulwoche schon hinter uns....es fühlt sich alles noch so unwirklich an und es wird doch so schnell alles wieder alltag sein....wie gut zu wissen, das unser herr sich nicht wandelt....
    herzlichst
    annette

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    1. Danke für deinen Kommentar, Annette! Ich wünsche dir einen guten Tag heute, geborgen und gehalten!

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