Vom kleinen Mädchen zum Schmetterling

Auf einem meiner letzten Streifzüge habe ich mich über die tanzenden Bläulinge gefreut. Was für kleine, feine Schmetterlinge! Und mit welcher Leichtigkeit sie in den Sommer tanzen! Für meinen Post heute passt ein Schmetterling gut. Ein Schmetterling als Symbol für Neubeginn. Freiheit. Loslassen.

Ein rauschendes Fest haben wir gefeiert (wir haben es also nicht verlernt in den letzten Monaten!). Unser kleines Mädchen wird erwachsen. Nur noch wenige Tage und dann gehört ihre Schulzeit der Vergangenheit an. Sie steht in den Startlöchern, um die Welt zu erobern. Oder zumindest, um die ersten Flugversuche in die grosse weite Welt zu starten. In eine Welt, in der ich immer mehr auf der Zuschauertribüne Platz nehme. Von da feuere ich an, bete, hoffe, bange und liebe.

Ich bin beeindruckt, welche Entwicklung ein Mensch in 16,5 Jahren durchmacht. Vom kleinen hilflosen Würmchen hin zu einer hübschen, begabten jungen Frau, die sich mutig den Herausforderungen dieser Welt stellt. Klar, ist ein gutes Stück Wehmut dabei. Ein Sehnen nach dem kleinen unbeschwerten Mädchen (und der Zeit, die im Nachhinein so viel schöner ist als sie in Wirklichkeit war 😉). Das gehört zum Muttersein. Loslassen ist einmal mehr gefragt. Sich dankbar an Erinnerungen freuen. Auch mal ein Tränchen verdrücken, weil so vieles für immer vorbei ist. Aber dann kehre ich zur Freude zurück. Zur Freude über das, was geworden ist. Und das ist so viel.

Auch bei uns ist es nicht so, dass eine ganze Kindheit nur Eitel Freud und Heiterkeit gewesen wäre. Es gibt durchaus Dinge, die lasse ich mit grosser Erleichterung los. Die Schule zum Beispiel. Es gibt Situationen, da steckt man als Eltern mit einem Kind drin und es scheint ewig zu dauern. Alle Kräfte aufzubrauchen. Keinen Ausweg zu geben. Wie oft war ich als Mutter ratlos, am Ende mit meinem Latein. Und dann denkt man, es geht nicht weiter… nur weil man keinen Weg sieht. Doch siehe da: Es geht trotzdem weiter. Und irgendwann kommt der Tag, da ist es geschafft. Und erstaunlicherweise hat es Wege gegeben. Vielleicht würde man sie im Nachhinein anders wählen. Das kann sein. Aber es ist zweitrangig. Egal. Es waren Wege und sie haben irgendwo hingeführt. Ob ans Ziel, weiss ich nicht. Ich würde sagen, zumindest an einen Etappenort. Gefühlte Sackgassen haben sich aufgelöst. Ich stelle fest, es war gar nicht so entscheidend, welche Wege gewählt wurden. Viel entscheidender war das, was wir auf dem Weg mitgenommen haben. Das hat uns gelehrt, geprägt und lässt uns heute sagen: Es war gut so. Vielleicht kann ich diese Erkenntnis konservieren? Und dadurch etwas entspannter mit Entscheidungen und Lebenswendungen umgehen? Das wäre wünschenswert…

Es war eine Etappe. Und Etappenziele sind ein Grund zum Feiern. Ich bin mir wohl bewusst, dass es weitergeht. Dass es nicht einfacher wird. Aber bestimmt anders. Ich möchte meine Tochter fliegen sehen. Wie ein Schmetterling. Frei und bunt. Und ich möchte lernen, ihr dabei zuzuschauen. Ohne das Gefühl zu haben, mitfliegen zu müssen. Das fällt mir nicht in den Schoss. Meine Aufgabe ist es, dies zu lernen.

Wir haben übrigens eine Naturwiese hinter dem Haus. Mit nektarreichen Blumen. Damit Schmetterlinge sich hier gerne niederlassen…


 

Kommentare

  1. Schön geschrieben! Bei meinen Kindern ist noch etwas Zeit bis zu diesem Schritt und doch spüre ich schon, wie schwer mir das Loslassen fällt...

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    1. Ja, ich denke, dieses Thema fordert uns Mütter, egal wie alt die Kinder sind. Beginnt nicht Loslassen eigentlich schon vom ersten Tag an?
      Hier übrigens ein älterer Blogpost zum Thema Loslassen: https://himmelerde.blogspot.com/2018/09/loslassen-was-fur-eine-challenge.html

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