Perspektivwechsel in einer irren Zeit


Irgendwie eine irre Zeit. Wie die ganze Welt innert wenigen Wochen Kopf stehen kann, krass, oder? Meine letzten Wochen waren auch ziemlich irre. Der Lockdown hat mir einen unglaublichen Mehraufwand im Job gebracht. Ein verantwortungsvoller Job mit der Beaufsichtigung von zu Hause lernenden Teenagern zu kombinieren, das ist kein einfaches Unterfangen. Wenigstens ist Home Office nichts Neues für mich. Doch ich bin es mir gewohnt, in ruhiger Umgebung konzentriert zu arbeiten. Ok, Teenager hören ständig Musik. Das wäre mal die Ruhe gewesen. Bei Hausaufgaben am PC ist es ja auch sehr verlockend, irgendwas Spannenderes in den Tiefen des Internets zu finden als französische Grammatik. Also braucht es ein gewisses Mass an Kontrolle meinerseits. Dazwischen will mal wieder einer mein Handy, um der Lehrerin ein Foto eines gelösten Auftrags zu schicken. Das war’s dann auch mit meiner Konzentration. Mathematik-Themen einführen, das war nun den Eltern überlassen. Warenrechnen, das ging ja noch. Die binomischen Formeln delegierte ich an meinen Mann. Aber bei den Aufträgen an der Nähmaschine, da machten meine Nerven nicht mehr mit. Ich appellierte an die Selbstverantwortung. Glücklicherweise gibt es Youtube. Ach und noch was: Teenager haben ständig Hunger. Erst recht, wenn sie den ganzen Tag zu Hause sind. Ich verbrachte gefühlte 8 Wochen beim Kochen in der Küche oder beim Einkaufen. Einkaufen ohne Hamstern und doch mit vollem Wagen.

Doch in all dem hatten wir den Frieden zusammen. Es macht ja schon etwas nachdenklich, wie viel Druck wegfällt, wenn keine Schule stattfindet. Wie Kinder plötzlich gut einschlafen können. Wie viel Stress wegfällt. Wie sie sich mehr bewegen. Jeden Tag stundenlang draussen sind, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. So ausgeglichene Teenies hatten wir schon lange nicht mehr! Und das geniessen wir!

Ich finde, wir sind als Familie unglaublich privilegiert. Mir ist bewusst, dass es nicht alle so gut haben. Wir leben auf dem Lande, inmitten der Berge. Wir konnten uns in den letzten Wochen von andern fernhalten und trotzdem stundenlang draussen sein: Wälder durchstreifen, Gipfel erklimmen und die Natur geniessen. Unser Leben ist nicht so sehr anders geworden. Wir jagen auch sonst nicht von einem Freizeitvergnügen zum nächsten. Ich habe das Tal in den letzten acht Wochen nicht verlassen und ich vermisse nichts. Ausser Beziehungen. Die sind teilweise echt zu kurz gekommen. Durch das hohe Mass an Arbeit in den letzten Wochen und Monaten ging es gar nicht anders, als mich auf den engsten Kreis zu beschränken. Und nun war die Beziehungspflege auch echt eingeschränkt. Ich mag die Kommunikation über WhatsApp sowas von nicht. Wie soll ich das, was ich ausdrücken möchte in einen Satz packen, wenn es ein ganzes Buch zu sagen gäbe? Ich wünsche mir mal wieder einen Schwatz mit einer Freundin bei einer Tasse Tee. Philosophieren über Gott und die Welt. Klönen und Anteil nehmen. Ohne Distanz. Echt und ehrlich.

Es macht mich nachdenklich, wenn ich an die Folgen dieser Zeit denke. Was macht Social Distancing mit uns? Verlernen wir Nähe? Wie geht Nähe auf Distanz? Wie pflege ich meine Beziehungen? Wie kann ich Nähe herstellen, auch wenn Distanz sein muss? Wie stark prägt Angst eine Begegnung? Angst vor diesem Virus? Viele Menschen sagen, sie haben keine Angst. Und doch spricht ihr Verhalten eine andere Sprache. Sind wir nicht – zum Teil unbewusst – alle etwas verunsichert? Bereits geprägt von einer gewissen Vorsicht? Wie schnell springen wir – springe ich - auf den «Sorgen-Zug» auf: Sorgen um die Zukunft. Um die Zukunft unserer Kinder. Sorgen um die Gesundheit. Sorgen um die Wirtschaft. Um unseren Job. Die Not und der Schmerz der Welt fressen sich durch unser Herz. Doch diese Sorgenmühle ist der falsche Fokus. Diese Mühle frisst nicht die Sorgen auf, sondern mich. Und sie erhält immer wieder neues Korn durch die Medien, Berichterstattungen und Hiobsbotschaften. Was kann ich tun? Ich entscheide, was in die Mühle kommt! Wie wär’s mit sowas:

»Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn das Joch, das ich auferlege, drückt nicht, und die Last, die ich zu tragen gebe, ist leicht.«

Das ist ein Perspektivwechsel! Und eine grossartige Zusage! Bei Jesus gibt es Ruhe für ängstliche Seelen! Und von ihm lernen bedeutet, unsere Mühlen mit anderen Körnern zu speisen. Unseren Blick auf das zu richten, was über diese Welt hinaus Bestand hat. Und das ist sicher nicht das Corona-Virus. Sondern eine ganz andere Krone!

Das ist mein Übungsfeld für die nächste Woche. Der Blick weg von Corona, hin zu der Ewigkeitsperspektive! Wie ist es mit dir?

Ich glaube, wir können in dieser von Angst geprägten Welt einen Unterschied machen. Lasst uns von unserem Umgang mit Sorgen berichten, Hoffnung vermitteln und Strategien für den Umgang damit posten unter dem Hashtag #sorgenchallenge Damit ein Perspektivwechsel möglich wird! Bist du dabei?


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rückblick 2023

Zu Grenzen stehen

Stressabbau durch Winterzauber