Himmlische Einsatzzentrale - Was kann ich schon?

Eine neue Geschichte aus der himmlischen Einsatzzentrale.

Zögerlich nähert sich Grace der Kommandozentrale. „Warum nur will der Chef, dass ich mich ausgerechnet hier zum Dienst melde? Was kann ich schon? Ich habe keine besonderen Gaben. Bestimmt können die mich gar nicht brauchen. Und überhaupt, mit meinem Temperament stehe ich mir bestimmt selber im Wege.“ Die Gedanken von Grace purzeln wild durcheinander. Selbstzweifel verändern den aufgeweckten Wirbelwind in ein ängstliches, kleines Küken. Es kostet Grace allen Mut, die Einsatzzentrale zu betreten. Viel lieber wäre sie weit weg gerannt. Doch da kommt ihr schon ein strahlendes Gesicht entgegen und schliesst sie in die Arme. „Du bist bestimmt Grace! Willkommen in unserem Team! Ich bin Joy. Und das ist unsere Teamleiterin, Holy.“ Positiv überrascht über den herzlichen Empfang begrüsst Grace ihre neuen Kolleginnen. Die beiden sind ihr auf Anhieb sympathisch. Der warmherzige und liebevolle Blick von Holy und Joys Fröhlichkeit und herzliche Art lassen Grace ruhiger werden.

Holy zeigt ihr die Räumlichkeiten, die Einsatzpläne, erklärt ihr alles, was sie wissen muss. „Wichtig ist, dass wir bei unseren Einsätzen immer nur genau das tun, was uns der Chef aufgetragen hat. Und dass jede von uns ihre Aufgabe wahrnimmt. Am schlagkräftigsten sind wir dann, wenn jede von uns das tut, was ihr besonders liegt. Nur dann gelingt es, Herzen zu bewahren. Was kannst du besonders gut?“ Grace schaut zu Boden und sucht nach Worten. „Ähm, ich… ich weiss nicht so recht.“ Holy lächelt ihr aufmunternd zu: „Macht nichts! Das finden wir schon noch heraus!“

Grace hat nicht lange Zeit sich umzuschauen. Der erste Auftrag trifft ein. Kurz darauf sind die drei himmlischen Helfer schon da. Sie treffen auf ein Herz voller Schmerz. Ein verletztes Herz. Eine offene, eiternde Wunde. Das Herz gehört einer jungen Frau. Ihr Mann hat sie verlassen. Es ist als wäre ihr Herz zerrissen worden. Ganz vorsichtig beginnt Holy die Wunde zu säubern. Eiter auszuwaschen. Zu desinfizieren. Zu verbinden. Auch Joy macht sich an die Arbeit: Eine Idee, eingepflanzt in ein kleines Mädchen. Es malt ein Bild für seine Mutter. Darunter schreibt es: „Für meine liebe Mama. Ich habe dich lieb.“ Grace steht daneben, beobachtet und weiss nicht so recht, was sie tun soll. Holy nickt ihr ermunternd zu. „Tu einfach. Vertrau auf die Impulse, die der Chef in dich gelegt hat. Habe keine Angst, etwas falsch zu machen.“ Grace‘ Blick fällt auf die Zeichnung. Da fehlt doch noch was. Das Mädchen braucht ihre Hilfe. Beide staunen sie, was nun entsteht. Das Bild wird gefüllt mit Wärme und Schönheit. Eine Schönheit, die Herzen erwärmt. Eine Schönheit, die Herzen berührt. Eine Schönheit, die Herzen heilt.

In der Zwischenzeit ist das verwundete Herz verbunden. Es schmerzt noch immer. Aber es blutet weniger. Die Infektion ist gebannt. Holy hat ganze Arbeit geleistet. Und Joy auch. Ihr verständnisvolles Zuhören, die einfühlsame, bedingungslose Annahme haben Wunder bewirkt. Die Frau wird ruhig. Da ist jemand, der sie versteht. Jemand, der mitträgt. Sie wird unterbrochen in ihren Gedanken. Zwei kleine Ärmchen umarmen sie. Ihr Mädchen ist gekommen. Bringt ihr Bild. Ein Bild voller Schönheit und Liebe. Die Tränen kullern über ihre Wangen als sie ihr Mädchen fest in die Arme schliesst. Holy, Joy und Grace entfernen sich leise. Sie werden wiederkommen. Jeden Tag. Bis die Wunde verheilt ist. Und nur noch eine Narbe an die schwere Zeit erinnert.

Grace ist noch ganz bewegt von diesem Erlebnis. Ihr Herz ist froh. Sie freut sich, dass sie etwas dazu beitragen konnte. Auch wenn es nur klein war. Holy setzt sich neben sie. „Wunderbar hast du das gemacht, Grace! So viel Schönheit hast du in das Bild gelegt. Das ist doch das i-Tüpfelchen gewesen! Ich glaube, da bist du ganz besonders begabt!“ Grace zuckt mit den Schultern. „Ich weiss nicht. Es ist nur etwas so Kleines.“ „Kleinigkeiten verändern Herzen. Verachte sie nicht, sondern nimm sie als Geschenk und freue dich daran!“ erwidert Holy energisch. „Beginne deinem Chef jeden Tag dafür zu danken, dass er dir ein Auge für Schönheit geschenkt hat. Du wirst sehen, es wird dich verändern!“ Grace denkt noch lange über die Worte von Holy nach. Das Bild geht ihr nicht aus dem Kopf. Das Bild von der Mutter, umschlungen von zwei kleinen Ärmchen. Den Tränen. Dem berührten Herzen. Und Grace freut sich, dass sie ein Teil davon sein durfte. „Danke Chef!“ flüstert sie.

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