Eigenlob stinkt

Mutig, bin ich das? In welcher Situation habe ich den grössten Mut bewiesen? Was ist Mut überhaupt? Immer mal wieder habe ich diesen Fragen nachstudiert. Was mich dazu inspiriert hat, fragst du dich? Ich habe mich herausfordern lassen von Esther Nogler und ihrer Blogparade zum Thema «Da war ich mutig!».

Ja, du hast recht, ich habe schon mal einen Blogartikel zu diesem Thema geschrieben. Schon 3 Jahre ist es her. «Per Schleudersitz zur Komfortzone raus» lautete der Titel. Ich habe darüber geschrieben, wie Muttersein mich aus der Komfortzone katapultiert. Wie ich über meinen Schatten gesprungen bin und gleichzeitig ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass das Mutigste (und gleichzeitig das Beste), das ich je gemacht habe, das Kinderkriegen war. Aber keine Angst, ich schreibe nicht schon wieder darüber.

Beim Nachdenken kam mir ja schon die eine und andere Situation in den Sinn, in der ich mutig war. Aber einfach so hinstehen und sagen: «Da war ich mutig», das fällt mir gar nicht so leicht. Ich mag das nicht so sehr. Und so bin ich genau an diesem Punkt hängen geblieben. Dieses Thema begegnet mir bei mir selber, aber auch immer wieder in meinem Unterwegssein mit Menschen als psychosoziale Beraterin: Sich selber feiern, Erreichtes feiern – Fehlanzeige. Mir ist total klar, das trifft nicht auf alle Menschen zu. Die Palette geht vom bescheidenen Mauerblümchen bis zum Narzissten, der sich auf den Sockel hievt und der ganzen Welt verkündet, dass er gerade die Menschheit vor dem Untergang gerettet hat. Und ich, ich stehe irgendwo dazwischen, durchaus näher beim Mauerblümchen denn beim Narzissten. Und du?

Was steckt dahinter? Vielleicht innere Sätze wie «Eigenlob stinkt!»? Oder «Bescheiden sein ist eine Zier!»? Was so viel aussagt, dass es einem Menschen ganz gut steht, bescheiden zu sein, sich zurückzuhalten. Tut es das wirklich? Ja, grundsätzlich finde ich schon, dass Bescheidenheit eine hilfreiche Eigenschaft ist. Sie bewahrt vor ständigem Streben nach mehr, nach Anerkennung, nach Besitz. Und bewahrt so vor einer Anspruchshaltung und Unzufriedenheit. Bescheidene Menschen sind in aller Regel zufriedene und angenehme Zeitgenossen. Sie sind genügsam und entspannt unterwegs. Doch Bescheidenheit kann auch im Wege stehen. Sie kann dazu führen, dass wir unser Licht unter den Scheffel stellen. Übersehen werden. Zu kurz kommen. Unser Potenzial nicht entfalten. Uns nicht zeigen. Und schlussendlich stehen bleiben.

Ich bin stark vom Wert Bescheidenheit geprägt worden. Von Generationen, die geleistet haben, ohne dies an die grosse Glocke zu hängen. Von Generationen, die nicht stolz sein durften. Und die sich selber nicht einfach so mal etwas Gutes getan haben. Und genau da liegt wohl ein weiterer Knackpunkt: Erlauben wir uns selber, gut mit uns zu sein? Uns auch mal auf die Schulter zu klopfen? Uns ein Kompliment zu machen? Etwas zu gönnen? Wir dürfen den Mut haben, selbstbewusst hinzustehen und uns zu freuen an dem, was wir können, an dem was wir geleistet haben und an dem, was gelungen ist. Das muss selbstverständlich nicht gleich in Überheblichkeit ausarten. Keine Angst, tut es bei Menschen, die dieses Thema herausfordert, auch nicht. Diese dürfen vielmehr den eigenen Schulter-Klopf-Modus trainieren. Wie das geht? Hier 3 Tipps dazu:

  •           Frage dich: Was ist dir heute gut gelungen? Mache dir ein Kompliment!
  • Wenn dir jemand ein Kompliment macht: Nimm es an, bedanke dich und freue dich darüber.
  • Teile deine Freude über etwas, das dir gut gelungen ist, mit jemandem.

Mir hilft auf diesem Weg die Zusage von Gott, meinem Schöpfer, dass ich in seinen Augen kostbar und einzigartig bin. Und das Wissen, dass er mit mir feiert, was er an Fähigkeiten, Persönlichkeit und Möglichkeiten in mich gelegt hat. Und wenn er dies tut, dann darf ich das auch! Nach wie vor liebe ich es nicht besonders hinauszustehen und den Blick auf mich zu lenken. Doch seit ich meine Prägung zur Bescheidenheit erkannt habe, bin ich freier in meiner Entscheidung. Ich kann mich bescheiden zurückhalten. Oder ich kann hinstehen und für mich eintreten und damit auch mal nicht bescheiden sein. Ich habe mittlerweile die Wahl.

Um zum Mut zurückzukommen: Ganz besonders mutig finde ich, sich seinen Prägungen, seinen inneren Sätzen zu stellen. Ich habe es in meinem Leben schon oft getan. Und werde es bestimmt noch manches Mal tun. Dich fordere ich heraus: Sei mutig und stell dich deinen Themen und Prägungen. Es lohnt sich! Dann kannst du nämlich frei entscheiden und bist nicht länger deinem Autopilot ausgeliefert. Du brauchst Hilfe dabei? Meine Adresse hast du ja… 😉 



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