Unerzählte Kapitel: Das Leben ist mehr als Smalltalk
Wie schnell plätschern wir in Beziehungen einfach so dahin. Betreiben ein bisschen Smalltalk und geben uns damit zufrieden. Wir reden über das Wetter, tauschen Nettigkeiten aus, vielleicht ein paar Anekdoten – aber bleiben oft weit entfernt von dem, was unser Gegenüber wirklich bewegt. Und so verpassen wir es, etwas Neues über unser Gegenüber zu erfahren. Tiefer einzutauchen in sein Wesen. Seine einzigartige Geschichte voller Überraschungen, Lektionen und inspirierenden Momenten zu hören.
Mir ist es schon mehr als einmal passiert, dass ich nach dem Lesen eines Lebenslaufes an der Abdankungsfeier einer verstorbenen Person gedacht habe: «So eine spannende Persönlichkeit! Wie schade, dass ich mir nie die Zeit genommen habe, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Sie hätte so viel mehr zu erzählen gehabt.»
Wenn wir die Geschichten anderer entdecken, entstehen tiefe Verbindungen. Wir erkennen Gemeinsamkeiten, werden inspiriert und spüren echte Nähe. Und unser Gegenüber fühlt sich durch unser Nachfragen gesehen und wertgeschätzt. Je besser wir uns kennen, desto mehr gewinnt die Beziehung an Tiefe. Der Austausch wird bedeutungsvoller, wenn wir Fragen stellen wie:
- Was hat dich in deinem Leben geprägt?
- Was ist eine Erinnerung, die du nie vergessen wirst?
- Wofür schlägt dein Herz? Was begeistert dich?
Ich geb’s ja zu: Solche Gespräche erfordern Mut und Investition, aber sie lohnen sich. Sie führen dazu, dass Beziehungen wachsen und wir uns einander authentisch öffnen. Und das ist genau das, was ich mir für viele meiner Beziehungen wünsche.
Um den Anfang zu machen, verrate ich dir hier 11 Facts über mich, die du vielleicht noch nicht wusstest. Vielleicht inspiriert dich dies, bei deinem Gegenüber auch mal genauer nachzufragen. Zugegeben, es hat auch ein paar Smalltalk-Punkte dabei, aber nicht nur! 😉
- Ich habe einen Vogel. Denn ich renne regelmässig ans Fenster, wenn irgendein spannender Vogel auftaucht. Vögel beobachten begeistert mich. Und ist sehr entschleunigend, fast schon meditativ. Das Verrückteste was ich schon aus nächster Nähe beobachten konnte, waren über 80 Gänsegeier, die eine Gämse auseinanderrissen. Das war aber nicht vor meinem Küchenfenster. Und meditativ war das auch nicht.
- Ich kann melken, misten und Kühe beurteilen. Damit habe ich mich nämlich die ersten 16 Jahre meines Lebens intensiv beschäftigt.
- Sind Filme erst ab 6 Jahren empfohlen, sind sie für mich bereits zu spannend und deshalb nicht geeignet. So lasse ich meist die Hände weg von Filmen und denke mir Geschichten lieber selber aus.
- Ich habe mit jugendlichen 17 Jahren bei einem Anwalt gearbeitet. Und da Bilder von Leichen mit Einschusslöchern und Schlimmeres kopiert, mit Mördern gesprochen und ganz viel darüber gelernt, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, egal was sie verbockt haben.
- Ich kann nicht schwimmen. Wie auch? Auf Schulreisen oder in der Badewanne lernst du nicht schwimmen.
- Buchstaben sind meine Freunde, aber wehe sie sind in einer anderen Sprache. Fremdsprachen sind so gar nicht mein Rechaud.
- Mit 39 Jahren habe ich erstmals einen Berufsabschluss erreicht, den ich wirklich wollte: Beraterin im psychosozialen Bereich mit eidg. Diplom. Das war ein ganz besonderer Moment. Und ich liebe es bis heute, diesen Beruf auszuüben.
- Meine peinlichste Tat war am Bahnhof die Umarmung einer Fremden von hinten. Als sie sich zu mir umdrehte, stellte ich mit Schrecken fest, dass es nicht meine Kollegin war.
- Mit 19 Jahren bin ich zu Hause aus dem mit meiner Schwester geteilten Zimmer ausgezogen und habe für einige Jahre in Interlaken gelebt. Wie habe ich es genossen, endlich eigene 4 Wände zu haben! Gearbeitet habe ich im Gastgewerbe. Der Leitsatz «der Kunde ist König» ist mir in dieser Zeit in Fleisch und Blut übergegangen.
- Singen ist eine grosse Leidenschaft von mir. Die Musik war es auch, die meinen Mann und mich seinerzeit zusammengebracht hat. Und bei der Hochzeit haben wir das Trauversprechen gesungen. Ohne Musik geht in unserer Familie auch heute gar nichts.
- Ich habe Angst vor Mäusen. Richtig eklig finde ich die. Und ich will auch keine Katze, denn die lässt ja überall Mäuseüberreste liegen. Geht gar nicht. Und was auch nicht geht, ist die unausstehliche Eigenart einer Katze, um die Beine zu streichen. Wieso eigentlich immer bei mir?
Die Geschichten anderer zu entdecken, ist ein Geschenk, das uns bereichert und verbindet. Mach dir bewusst: Jeder Mensch hat mehr zu erzählen, als auf den ersten Blick sichtbar ist – du musst nur fragen und zuhören. Und dann bereit sein für das, was daraus entsteht. Von wem möchtest du demnächst mehr erfahren?
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