Zwischen den Jahren

Ich mag sie, diese Tage zwischen den Jahren. Eindrücke der Festtage verarbeiten. Ruhe geniessen. Keine Termine haben. Zurückblicken aufs vergangene Jahr. Müde sein dürfen. Und auch wieder mal die Ruhe fürs Schreiben finden. Ich habe so einige Blogposts geschrieben in den vergangenen Monaten. Doch nur in Gedanken. Den Weg aufs Papier, respektive zur Tastatur, fanden sie nie. Zu viel belegte Kopf und Herz. Zu turbulent waren die letzten Wochen. Und zu sehr hat sich ein Nebel über mich gelegt und die Sicht auf meine Schreiboase vernebelt: Ein Nebel aus Suchen, in mich gekehrt sein und auch aus dem Wörtchen mit C…, das zurzeit die Welt beherrscht.

Nun in der Ruhe zwischen den Jahren schaffe ich bewusst Raum: Schreiben. Den Gedanken nachhängen. Zutage befördern, was die Seele ausdrücken will.

Es gibt so manches, was mich in den letzten Wochen viel Energie gekostet hat. Das Unterwegssein mit Teenagern ist schön. Manchmal aber echt herausfordernd. In meinem Job als Geschäftsführerin gibt es schwierige Entscheidungen zu treffen. Als Beraterin begleite ich Menschen in verschiedensten Lebensthemen. Eine wundervolle Aufgabe, die ich liebe. Doch auch das braucht Energie. Freundschaften oder auch die Ehe – keine Selbstläufer, da braucht es Investition. Und dann war ich länger krank, da wurde die körperliche Kraft arg in Mitleidenschaft gezogen.

Bestimmt kennst auch du eine ganze Reihe Energieabfliesser in deinem Leben. Der Alltag kostet unweigerlich Kraft. Diese Kraft muss irgendwo herkommen. Wir können nur Energie in unsere Aufgaben investieren, wenn diese auch zufliesst.

Mich berührt das Bild des überfliessenden Brunnens:


 Es ist so ein gutes Bild fürs Leben. Ich kann nur weitergeben, wenn ich selber «vollgelaufen» bin. Fliesst in meine Schale nichts oder auch schon nur zu wenig nach, fliesst nichts mehr weiter. Logisch, oder? Nur aus Überfluss fliesst etwas weiter…

In mir löst dieses Bild aber auch Druck aus: Ich muss unbedingt genug tanken, damit ich etwas zum Weitergeben habe. Ich muss meine geistliche Tankstelle mehr anzapfen, damit ich wieder voll bin. Ich muss mir Zeit für Erholung gönnen, damit mein Körper leistungsfähig ist. Ich muss in Freundschaften investieren, damit Freunde da sind, wenn ich sie brauche (oder sie mich). Ich muss dies verbessern und hier besser werden… Und schon bin ich mitten im Leistungsdenken. Und dieses Leistungsdenken baut Druck auf. Zuerst die Investition, dann der Nutzen. Doch das ist nichts anderes als der Versuch, mit einer grossen Kanne auf eigene Faust Wasser aus meiner Schale zu nehmen und oben in den Brunnen zu schütten… nur damit wieder etwas nachfliesst... ächz… sowas von anstrengend…

Doch das ist es nicht, was den Brunnen zum Überfliessen bringt. Das ist nicht das erfrischende Wasser, von dem im Psalm 23 die Rede ist. Es ist nicht das, was Jesus meint, wenn er uns zuruft, dass wir bei ihm Ruhe finden. Die Schale wird durch ganz anderes voll: Sein dürfen. Zulassen. Angenommen sein in dem, was ist. Mich fallen lassen in Gottes Arme. Schwach sein dürfen. Energielos sein dürfen. Ich muss mich nicht optimieren. Ich darf einfach kommen. Mich volllaufen lassen. Empfangen.

Nur etwas braucht es dazu: Raum dafür schaffen. Raum für diese Begegnung mit dem göttlichen Wasser. Raum, um mich unter diesen Wasserfall zu stellen. Diesen Raum wünsche ich dir und mir. Gerade auch zwischen den Jahren.

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