Loslassen - Was für eine Challenge!

Da habe ich mir ja etwas eingebrockt. Ausgerechnet das Thema „Loslassen“ habe ich mir ausgesucht, um ein Referat fürs neue Jahr auszuarbeiten. Ich habe mir gedacht, das beschäftigt Jung und Alt. Loslassen betrifft uns alle. Und auch mich. Und wie! Wie es so geht: Seit der Wahl des Themas, scheint mich dieses regelrecht zu verfolgen. Ich entdecke an jeder Hausecke Dinge zum Loslassen. Und ich spüre, wie schwer ich mich selber damit tue. Kinder loslassen, diese Challenge läuft nun schon seit 14 Jahren. Begonnen hat es mit dem Loslassen der Sorge um dieses kleine anvertraute Würmchen. Und von da an reihte sich Aufgabe an Aufgabe in dieser Challenge. Es ist ja noch einigermassen einfach, wenn es rund läuft. Ich kann meine Kinder suuuper loslassen, wenn die Sonne scheint und sie zufrieden draussen spielen. Aber wenn sie 14 Meter auf den Baum hochklettern? Oder loslassen, wenn Probleme da sind? Wenn es in der Schule nicht gut läuft? Wenn ein mieser Tag den Teenie ins Bodenlose zieht? Dann, wenn ich versucht bin, mehr Verantwortung zu übernehmen als mir gehört? Puuh, gar nicht so einfach. Oder die Sorge loslassen, wenn ein Kind ein Päckchen trägt, Schweres erlebt hat oder mit einer Beeinträchtigung leben muss. Aber hallo, echt schwer! Loslassen, wenn ein Kind am Abgrund steht? Wenn es nicht mehr in meiner Hand liegt, wie und ob sein Leben weiter verläuft? Unmöglich! Da schreit in mir alles: „Ich kann das nicht!“ Loslassen kann unmenschlich sein. Nicht machbar. Genau da streckt uns Gott seine Hand entgegen und greift nach uns. Er führt uns durch diese Challenge hindurch. Wenn es unmenschlich ist und wir mit unserer Kraft am Ende sind, nimmt Er uns an der Hand und wandelt „unmenschlich“ in „göttlich“. Wenn wir unseren Blick auf Ihn richten, auf seine göttlichen Möglichkeiten, zieht Friede in unser aufgewühltes Herz.

Kinder loslassen, was für eine Aufgabe. Wow. Ich spüre, es geht auch um ein Loslassen der Kontrolle. Ich habe das Leben meiner Kinder nicht in der Hand. Es bringt nicht mal was, sie festzuklammern. Es ist ein unmögliches Unterfangen Also kann ich es gleich bleiben lassen. Es ist so sinnlos zu denken, dass ich sie beschützen kann. Ich darf loslassen, sie in Gottes Hand abgeben. Ihnen auch zutrauen, dass sie die Zukunft meistern werden. Dass sie einen passenden Beruf erlernen können. Plötzlich sind sie auch schon so gross und selbstständig. Sie brauchen mich noch, aber anders. Und ich darf wieder loslassen. Das Leben der letzten Jahre, das vertraute Familienleben. Denn der Alltag gestaltet sich neu.

Schön wär’s, wenn sich das herausfordernde Thema zumindest auf die Kinder beschränken würde. Doch es geht weiter. Loslassen von Freundschaften. Ich will nicht. Aber habe ich die Wahl? Nein. Eltern werden älter. Wie lange wir sie noch haben werden? Ich weiss es nicht. Nachdenklich betrachte ich ihre vom Leben gezeichneten Gesichter und versuche, sie nicht festzuhalten. Auch an mir gingen die Jahre nicht spurlos vorbei. Mein Körper meldet sich. Und wieder muss ich loslassen. Mich verabschieden von einem Abschnitt des Lebens. Aber auch von der Vorstellung, dass mein Körper reibungslos funktioniert. Immer wieder ist es auch ein Loslassen des Anspruchs an Perfektion. Ich bin keine Super-Woman. Ich habe Grenzen und ich höre auf zu träumen, ausserhalb dieser leben zu können. Ach ja, ausmisten wäre auch mal wieder nötig. Mich von Dingen trennen, die so viel Platz versperren. Aber auch das Loslassen von Prägungen, von eingespielten Mustern, die heute nicht unbedingt mehr sinnvoll sind, fordert heraus. Innerliches Ausmisten. Ich spüre, wie das Leben geprägt ist von Loslassen. Doch wie gelingt das? Ich entdecke, dass es viel damit zu tun hat, wohin mein Blick geht. Schaue ich auf das, was ich loslassen muss, gelingt es unmöglich. Habe ich hingegen ein Ziel, eine Perspektive, die über das „Jetzt“ hinausgeht, dann wird Loslassen möglich. Ich sehe einen Weg zum Weitergehen. Ich bleibe nicht beim Alten stehen. Sondern gehe Schritt für Schritt weiter. Meinen Blick auf das Licht am Horizont gerichtet. Stück für Stück nimmt mein Referat Gestalt an. Ja, das Thema ist herausfordernd. Doch ich konnte schon so viel Wertvolles entdecken. So manchen Schatz heben.

Als wären meine Gedanken nicht schon genug, liegt die neue Family in meinem Briefkasten. Ich traue meinen Augen kaum beim Blick auf das Thema des Heftes: Loslassen!!! Ach ja… was denn sonst… Das Thema begleitet mich also Schritt für Schritt, freiwillig und unfreiwillig.

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