Abgesoffen im Segen

Der Sommer macht Pause. Nein, stimmt nicht ganz. Denn er hat wohl eher noch gar nicht begonnen. Sind vielleicht Sommerferien – weilt der Sommer noch in den Ferien? Jede Woche präsentiert sich im gleichen Bild: Regen, Regen, Regen. Und wenn es doch mal einen Tag gibt, an dem die Sonne schnell hinter den Wolken hervor kriecht, so stürzen alle nach draussen und versuchen möglichst viele dieser kostbaren Vitamin-D-Strahlen aufzufangen.

Wir haben beschlossen, dem Wetter zu trotzen. Demonstrativ hängt nun eine Hängematte vor dem Haus. Heute Mittag wurde gegrillt und draussen gegessen. Wenn auch im dicken Pullover. Der Regenguss erreichte unsern Mittagstisch knapp nicht. Die Kinder spielten den ganzen Nachmittag in den Gore-Tex-Wanderschuhen auf der nassen Wiese Fussball. Mein allerbester Ehemann setzte in der Regenjacke Gartenplatten. Ich testete die Hängematte.

Dabei versuchten wir die letzten zwei Wochen zu vergessen. Die Schlammlawinen im und neben dem nahen Bach rückten in den Hintergrund. Die weiterhin bestehende Gefahr ebenfalls. Auch die Sorge an regenreichen Tagen und in langen nassen Nächten. Wie lebt man tage- und wochenlang mit der Ungewissheit, ob der Berg runter kommt und das Zuhause von lieben Menschen zerstört? Oder mit der Anspannung, nicht zu wissen, ob wir mit unsern Nachbarn ganz plötzlich die Häuser verlassen müssen? Mit der Sorge um die Menschen, die Tag und Nacht im Einsatz stehen? Nur indem wir Tag für Tag leben und vertrauen, dass Gott über uns und allen Helfern wacht. Geborgen in Seiner starken Hand dürfen wir Tag für Tag nehmen und aus jedem Tag das Beste machen.

Letzte Woche wünschte mir jemand, dass Gott uns so viel Segen schickt wie Regen. Dieser Wunsch begleitete mich die letzten Tage. Es hat wirklich viel geregnet. Da wurde mir bewusst, dass wir täglich mindestens so viel Segen empfangen. Ja, wir saufen regelrecht im Segen ab! Nur sind wir uns dies manchmal nicht bewusst. Dinge mögen nicht laufen, wie wir uns das vorstellen. Sorgen bedrücken uns vielleicht. Doch wenn wir den Blick davon weg wenden, so erkennen wir, dass Gott uns auch überhäuft mit Gutem. Schon nur wie Er jeden Tag eimerweise Liebe, Vergebung und Barmherzigkeit über uns ausschüttet! Das ist eine ganze Flutwelle Segen! Jeder Tag birgt hunderte kleine Geschenke, ich muss sie nur erkennen! Nun versuche ich mir bei jedem Regen in Erinnerung zu rufen, dass Gott genauso viel Segen über uns ausgiesst wie Regen.

Uns ist jetzt egal, wann der Sommer kommt. Wir machen jetzt auf Sommer... Oh nein, es regnet wieder… jetzt wird es draussen einfach doch zu nass… und wie es wohl am Berg aussieht?



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